Die Fairness Charta
V O R W O R T
Die Ziele 3000 haben die Richtung vorgegeben: Seit ein paar Monaten arbeiten wir an Konkretisierungen, die in dieser oder einer weiterentwickelten Form eines rosigen Tages im Tarifvertrag stehen werden. Wir ergänzen unsere eigenen Erfahrungen um die vieler Mitglieder des ensemble-netzwerkes, wir sprechen über diese Charta aktuell mit Ensemblevertreter:innen, und auch mit Intendant:innen und kaufmännischen Direktor:innen. Daraus ist die jetzt vorgelegte Fairness-Charta entstanden, ausdrücklich als work-in-progress, diskutierbar, ergänzungsbedürftig, offen für Kritik, Anregungen und Vorschläge.
Der Vorstand des ensemble-netzwerk e.V.
Fairness-Charta: BREMEN VORN!
Ja, wir wollen, dass die Forderungen unserer Fairness-Charta tariflich verankert werden. Und ja, wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Ziel erreichen – auf einem langen, steinigen Weg, das ist uns völlig klar; spätestens, seit wir auch von einzelnen Gewerkschaftler*innen in der GDBA zu hören bekamen, wir seien Traumtänzer*innen und Bauernfänger*innen.
Aber es gibt sie noch, die guten Intendant*innen. Die ihr „künstlerisches Personal“, nicht als Spardosen betrachten und sich – juristisch ausgedrückt -ihrer Fürsorgepflichten bewusst sind, oder einfacher: die ihrem Ensemble mit Empathie begegnen. Dabei könnte man doch denken, dass alle Intendant*innen glücklich sein müssten, wenn ihre Leute angemessen bezahlt und anständig behandelt werden. Entsprechende enthusiastische Zuschriften sind bisher allerdings weitgehend ausgeblieben.
Wir sind deshalb auf einige Theaterleiter*innen zugegangen und haben angeregt, mit den Ensembles bzw. deren Vertretungen Absprachen über Verbesserungen der tariflichen Tristesse zu diskutieren, im Sinne der Fairness-Charta, Absprachen, die auch zukünftige Theaterleitungen binden. Gerne mit unserem Rat und unserer Unterstützung.
Heute können wir berichten, dass die Leiter*innen des Theaters Bremer von der notorisch klammen Bremer Kommune die Mittel erhalten haben (zunächst nur für zwei Jahre), um die Mindestgagen für alle NV-Bühne Beschäftigten auf € 3000.- anzuheben und ein Mindestgagenstufensystem zu etablieren. Dieses ist sorgfältig ausdifferenziert und berücksichtigt auch die anderen im NV-Bühne angesiedelten Gewerke. Z.B. erhalten Assistent*innen im ersten Jahr € 2600.- und im zweiten € 2800.-. Alle zwei Jahre ist ein Aufschlag vorgesehen und Tariferhöhungen soll es auch geben.
„Darüber hinaus“ schreibt Michael Börgerding (Intendant des Theaters Bremen), „sind wir mit den Ensemblevertreter*innen, dem Chorvorstand und dem Betriebsrat in Gesprächen, um eine Betriebsvereinbarung abzuschließen, die dauerhaft eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für NV Beschäftigte definieren soll u.a. in den Bereichen Arbeitszeit, Mitbestimmung und Sozialschutz.“
Skeptiker*innen, die darin einen Verstoß gegen den Tarifvertrag sehen wollen, sei – etwas vereinfacht – entgegnet: Nur Abweichungen zuungunsten der Mitarbeiter sind nie möglich, Abweichungen zugunsten aber schon, solange der Tarifvertrag einen Punkt nicht abschließend regelt und entsprechende Lücken bietet. Und mit letzteren beschenkt uns der gute alte NV-Bühne ja in überreichem Maße.
Wir beglückwünschen das Theater Bremen! Ein erster Schritt auf dem langen Weg ist getan, über den ersten von vielen Steinen. Vielleicht ist es ja ein Domino-Stein. Wir arbeiten dran!