SOLIDARITÄT MIT ANTONIO GEROLAMO FANCELLU, JULIA PREUSS UND KATHARINA SCHMIDT
Das ensemble-netzwerk ruft alle Mitglieder und Kolleg*innen auf, sich solidarisch mit den betroffenen Schauspielenden und den Ensembles in Leipzig und Naumburg zu zeigen und besonders die Rechtsträger*innen an ihre Aufsichtspflicht und Verantwortung zu erinnern – per Brief, Mail oder in den Sozialen Medien. Daher stellen wir unser folgendes Statement explizit auch als Inspiration oder Vorlage für individuelle Schreiben zur Verfügung. Ihr könnt die Anschreiben mit Statement an die Intendanz schicken, an die Träger*innen (alle Kontakte unten), oder an beide, ihr könnt das als Einzelpersonen machen, als Ensembles, als Verbände/Netzwerke, oder ihr aktiviert Friends, Family und Menschen, die ihr in Naumburg und/oder Leipzig kennt.
Zeigen wir, dass hilflose und zerstörerische Machtgesten auf Kosten Einzelner und des Betriebsfriedens in den Theatern des 21. Jahrhunderts nichts verloren haben! Zeigen wir es in einer Entschiedenheit, die nicht ignoriert werden kann!
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An die Träger*innen:
Sehr geehrte*r …,
ich möchte hiermit meine Solidarität mit den von Hausverboten und weiteren unverhältnismäßigen Maßnahmen betroffenen Schauspieler*innen unter anderem bei Ihnen in ausdrücken und Sie auffordern, Ihre Verantwortung für Ihr städtisches Theater und seine Mitarbeiter:innen wahrzunehmen. Folgendem Statement des ensemble-netzwerks schließe ich mich vollumfänglich an.
An die Theaterleitungen:
Sehr geehrter …,
ich möchte hiermit meine Solidarität mit den von Hausverboten und weiteren unverhältnismäßigen Maßnahmen betroffenen Schauspieler*innen unter anderem bei Ihnen am >Theater einfügen> ausdrücken und Sie auffordern, diese Maßnahmen rückgängig zu machen. Folgendem Statement des ensemble-netzwerks schließe ich mich vollumfänglich an.
Statement:
SOLIDARITÄT MIT ANTONIO GEROLAMO FANCELLU, JULIA PREUSS UND KATHARINA SCHMIDT
Hilflose Machtgesten nicht akzeptieren – neuen Betriebsfrieden möglich machen
Das ensemble-netzwerk solidarisiert sich entschieden mit Julia Preuß und Katharina Schmidt, die am Schauspiel Leipzig mit Hausverbot belegt wurden, sowie Antonio Gerolamo Fancellu, dem am Theater Naumburg zusätzlich zum Hausverbot die fristlose Kündigung ausgesprochen wurde. Die unverhältnismäßige Härte der gegen die Kolleg*innen in Stellung gebrachten Maßnahmen deutet auf nichts anderes als Hilflosigkeit und Überforderung von Seiten der Leitung hin – und die Begründungen auf ein zweifelhaftes Demokratieverständnis sowie eine überkommene autoritäre Führungskultur. Den Betriebsfrieden nachhaltig beschädigt haben hier nicht die betroffenen Ensemblemitglieder. Die Übernahme von Mitverantwortung der Belegschaft für die Weiterentwicklung ihrer Häuser – wozu auch gute Arbeitsbedingungen und offene Diskussionskultur gehören – wird umgedeutet in zu bestrafendes Sektierertum. Zeitgemäße und zukunftsfähige Theaterleitung sieht anders aus.
Die Vorfälle in Leipzig und Naumburg mögen sich im Detail unterscheiden. Gemeinsam ist ihnen, dass Debatten, Kritik und innerbetriebliche Meinungsbildung und Vernetzung – spätestens, wenn sie öffentlich werden und das Ansehen der Intendanz vermeintlich (!) zu beschädigen drohen – mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterbunden werden. Selbst vor der fristlosen Kündigung eines Gewerkschaftsfunktionärs – wie in Naumburg geschehen – wurde dabei nicht zurückgeschreckt. Was geht, wird auch gemacht, jetzt auch über Nichtverlängerungen hinaus. In dem irrigen Glauben, man bekäme so „Ruhe in den Karton“ – als ob das die Aufgabe wäre. Kompetente Leitungen würden auf vermeintliche Krisen nicht mit hilflosen Machtgesten reagieren. Denn erst durch diese werden sie zu wirklichen Krisen.
Im wertebasierten Verhaltenskodex des Deutschen Bühnenvereins verpflichten sich Leitungen und Rechtsträger*innen unter anderem zur „Wahrung persönlicher Integrität und gegenseitigen Respekts“ und nehmen die Verantwortung dafür an, dass „diese Werte […], insbesondere im Verhältnis zu unseren Mitarbeiter*innen, auch gelebt werden“. An anderer Stelle heißt es: „Dabei verpflichten wir uns, unsere eigene Handlungs- und Haltungspraxis kontinuierlich zu reflektieren und uns auch selbst fortzubilden. […] Als [Theater-]Leitungen sorgen wir dafür, dass innerbetriebliche Strukturen, Prozesse, Unternehmenskultur und Führungsmodelle entsprechend gestaltet werden. Als Gesellschafter*innen und Träger*innen stehen wir in der Verantwortung, die betrieblichen und künstlerischen Leitungen der Theater […] bei der Umsetzung dieses wertebasierten Verhaltenskodex zu unterstützen und sie einzufordern.“*
*Wertebasierter Verhaltenskodex; Fassung vom 28.10.2021 https://www.buehnenverein.de/de/presse/statements_3.html?det=621
Wir appellieren an die Intendanten der genannten Häuser: Nehmen Sie Nichtverlängerungen/fristlose Kündigung zurück und heben Sie die Hausverbote für die betroffenen Kolleg*innen auf!
Wir appellieren an die Dienstvorgesetzten der Intendanten, die Rechtsträger:innen der Theater und die entsprechenden Aufsichtsgremien: Nehmen Sie Ihre Verantwortung für Ihre kommunalen Betriebe wahr!
Fordern Sie von Ihren Theaterleitungen seriöse und qualifizierte Unternehmensführung, Offenheit und Wertschätzung gegenüber den Belangen der Belegschaft und eine Kultur der Teilhabe ein.
In diesem Sinne und im Einklang mit den berechtigten Forderungen der GDBA und der Ensembles:
An die Theaterleitungen:
– Hausverbote aufheben!
– Fristlose Kündigung aufheben! (Naumburg)
– Nichtverlängerungen revidieren! (Leipzig)
– Arbeitgeberseitige Nichtverlängerungen insgesamt aussetzen bis zur Wiederherstellung des Betriebsfriedens! Diese stellen in diesen Fällen Personalräte und Ensemblevertretungen fest, nicht die Intendanz.
An die Träger:innen:
– Mediation und professionelle Prozessbegleitung! Die Trägerseite muss sicherstellen, dass dies durch UNABHÄNGIGE Personen erfolgt. Fehlende Unabhängigkeit hat sich bei ähnlichen Prozessen in der Vergangenheit als großes Problem bei der Durchführung und der Evaluierung des Erfolges von Mediationsprozessen erwiesen.
– Stellen Sie sicher, dass die Feststellung, ob der Betriebsfrieden wiederhergestellt ist, durch die Personalräte und Ensemblevertretungen vorgenommen wird, nicht durch die Intendanz!
– Evaluation und geeignete Schlussfolgerungen für zukunftsfähige Leitungsmodelle und -kulturen, mindestens im Einklang mit dem wertebasierten Verhaltenskodex des Bühnenvereins!
Mit solidarischen Grüßen,
YOU ARE NOT ALONE!
Das ensemble-netzwerk
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Geeignete Adressat:innen Leipzig:
Stadt Leipzig, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur: Frau Dr. Skadi Jennicke
kulturdezernat@leipzig.de
Dezernat Kultur
Neues Rathaus
Martin-Luther-Ring 4 – 6, 04109Leipzig
Stadt Leipzig, Oberbürgermeister Burkhard Jung, obm@leipzig.de
Neues Rathaus
Martin-Luther-Ring 4 – 6, 04109 Leipzig
cc: Fachausschuss Kultur des Stadtrats Leipzig, Vorsitzender Bert Sander, über gruenefraktion@leipzig.de
bert.sander@stadtrat.leipzig.de
Geschäftsstelle Grüne Fraktion Leipzig
Neues Rathaus
Zimmer 180
Martin-Luther-Ring 4-6, 04109 Leipzig
Schauspiel Leipzig, Intendant Enrico Lübbe, intendanz@schauspiel-leipzig.de
Schauspiel Leipzig, Verwaltungsdirektior Daniel Herrmann verwaltung@schauspiel-leipzig.de
Schauspiel Leipzig
Bosestraße 1, 04109 Leipzig
Freundeskreis Schauspiel Leipzig: freund.kreis@schauspiel-leipzig.de
Geeignete Adressat:innen Naumburg:
Geeignete Adressat:innen Naumburg:
Stadt Naumburg, Oberbürgermeister Armin Müller, oberbuergermeisteramt@naumburg-stadt.de
Stadt Naumburg (Saale)
Markt 1, 06618 Naumburg (Saale
cc: Sozial- und Kulturausschuss des Gemeinderats Naumburg, Vorsitzende Evelyn Bach, evelyn.bach@web.de
Stadt Naumburg (Saale)
Markt 1, 06618 Naumburg (Saale
Theater Naumburg, Intendant: Stefan Neugebauer, intendant@theater–naumburg.de
Am Salztor 1, 06618 Naumburg (Saale)
Naumburger Theater- und Kinofreunde e.V.: info@theaterfreunde-naumburg.de
Mitteldeutsche Zeitung Naumburg, Redaktionsleiter Albrecht Günther Albrecht.Guenther@nt.de
Stellv. Redaktionsleiter Michael Heise Michael.Heise@nt.de